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Beurteilung von Leistung und Verhalten

Das Gesetz verlangt, Leistung und Verhalten zu beurteilen. Das sind aber weite Begriffe. Was fällt also alles darunter?

 

Leistung

Zur Leistung gehören die Fach- und Methodenkompetenz.

 

Unter Fachkompetenz verstehen wir die Fähigkeit des Mitarbeiters, berufstypische Aufgaben selbstständig und eigenverantwortlich bewältigen zu können. Fachkompetenz ist das Wissen, das

jemand zu einem bestimmten Thema hat. Weiss jemand, was gemeint ist und worüber man spricht?

 

Methodenkompetenz ist die Voraussetzung, um überhaupt fachkompetent zu werden. Es ist also die Beschaffung und Verarbeitung von Fachwissen mittels verschiedener Techniken (beim Arbeiten, Analysieren und Lernen). Weiss jemand, wie etwas konkret geht, bzw. am einfachsten erarbeitet werden kann? Methodenkompetenz ist der Schlüssel zu allem. Es ist die Fähigkeit, weitere Kompetenzen zu erschliessen. Sie ist nötig, um das theoretische Wissen erfolgreich umzusetzen und Probleme zu lösen. Sie ist fester Bestandteil von Fach-, Selbst- und Sozialkompetenz und beeinflusst das private Leben genauso wie das berufliche. Je besser die Methodenkompetenz, desto lernfähiger und veränderungsbereiter ist der Mitarbeiter. Er kann Zusammenhänge erkennen und leichter Entscheidungen fällen. Zur Methodenkompetenz gehören:

  • Informationen beschaffen, strukturieren, auswerten, wiederverwerten, darstellen
  • Ergebnisse interpretieren und präsentieren
  • Probleme lösen durch Analyse und Kreativität

Zur Leistung gehören Aussagen zu:

  • Fachwissen
  • Anwendung (praktische Umsetzung)
  • Planung und Organisation
  • Qualität
  • Effizienz
  • Betriebswirtschaftliches Denken
  • Problemlösung
  • Kreativität / Erfindergeist
  • Lernfähigkeit
  • Zielorientierung
  • Selbstständigkeit / Eigenverantwortung

Verhalten

Unter Verhalten verstehen wir das eigene Verhalten, aber auch die Beeinflussung anderer durch emotionale Intelligenz, also die Kombination aus Durchsetzungs- und Anpassungsfähigkeit.

Zur Verhaltensbeurteilung gehören Aussagen zu:

  • Motivation
  • Flexibilität
  • Belastbarkeit
  • Verantwortungsbewusstsein
  • Information / Kommunikation
  • Kooperation / Teamfähigkeit
  • Kritikfähigkeit
  • Auftreten
  • Vernetzung
  • Führung
  • Durchsetzungsvermögen
  • Einfühlungsvermögen
  • Bedürfnisorientierung / Kundenfreundlichkeit
  • Loyalität

Du musst nicht zwingend zu jedem einzelnen der hier aufgeführten Punkte eine Aussage machen im Zeugnis. Du triffst eine geeignete Auswahl der für dich und für zukünftige Arbeitgeber relevanten Punkte. Zusätzliche Informationen und präzisierende Aussagen kann ein zukünftiger Arbeitgeber auch via Referenzauskünfte noch einholen.

Die Zeugnissprache

Immer wieder gibt es Streit um den Ausdruck «zu unserer Zufriedenheit». Darüber hat am 10. Juni 2014 sogar das Bundesgericht entscheiden müssen. Der Mitarbeiter wünscht sich immer den

Ausdruck «zu unserer vollen Zufriedenheit» oder (noch schlimmer) «zu unserer vollsten Zufriedenheit». Letzteres kannst du gleich knicken, da dies stilistisch nicht korrekt ist; denn

voller als voll kann die Zufriedenheit gar nicht sein. Weil es verboten ist, Zeugnisse zu codierten, besteht kein Anlass, hinter jeder (unglücklichen) Formulierung eine versteckte Botschaft zu vermuten. Der Schreiber wie auch der Leser hat von der primären Bedeutung der Wörter auszugehen. Zwischen «zu unserer Zufriedenheit» und «zu unserer vollen Zufriedenheit» gibt es keinen signifikanten sprachlichen Unterschied. Der Satz ist daher in beiden Fällen positiv zu verstehen und es ist davon auszugehen, dass der Schreiber genau das meint, was er schreibt. Deinen Schreibstil kann dir niemand diktieren – du entscheidest, wie du etwas ausdrückst. Der Leser hat das Geschriebene als Gesamtbild zu betrachten und der Mitarbeiter hat keinen Anspruch auf eine bestimmte Formulierung.

 

Wie kann ich ein Zeugnis verständlich und rechtssicher formulieren?

Wenn du dich von der geschwollenen Sprache verabschiedest und ein Zeugnis so verfasst wie einen süffigen Aufsatz, ist das Formulierungsproblem gelöst. Benutze umstrittene Formulierungen wie «zu unserer (vollen) Zufriedenheit» erst gar nicht. Der Leser wird am Schluss auch ohne diesen überflüssigen Satz wissen, ob du zufrieden warst oder nicht. Mach dir nicht zu viele Gedanken und schreib einfach das, was du deinem Mitarbeiter während der Führungsarbeit und am Mitarbeitergespräch sagst (ich gehe dabei davon aus, dass du Negatives auf sozialverträgliche Art und dennoch klar formulierst).