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Höre mit 4 Ohren, was du schreibst

Hast du schon mal von Professor Dr. Friedemann Schulz von Thun und seinem 4-Ohren-Modell gehört? Schulz von Thun ist Kommunikationspsychologe. Sein 4-Ohren-Modell kann dir helfen, dich verständlich und konstruktiv auszudrücken: mündlich und schriftlich, privat oder beruflich.  

Wie funktioniert das 4-Ohren-Modell?

Schulz von Thun geht davon aus, dass wir alle 4 Schnäbel haben, mit denen wir sprechen und 4 Ohren, mit denen wir zuhören. Ein und dieselbe Aussage enthält also immer 4 Botschaften. Mit allem, was wir sagen, informieren wir nicht nur über die Sache selbst, wir geben auch immer etwas über uns selber preis, wir sagen offen oder versteckt, wie wir zum Empfänger stehen und wir machen einen Appell. 

Der Schnabel Das Ohr
Die Sachinformation (worüber ich informiere)

 

Das Sachohr hört aus der Information heraus, ob sie wahr oder unwahr, relevant oder irrelevant und vollständig oder unvollständig ist. 
   

 

Die Selbstoffenbarung (was das über mich sagt)

 

Das Selbstoffenbarungsohr hört heraus, was der Sender mit seiner Formulierung über sich preisgibt: Gefühle, Werte, Bedürfnisse, Stimmung etc. Diese Botschaft geht oft nur indirekt mit, kann aber auch offen geäussert werden.  
   

 

Der Beziehungshinweis

(was ich von dir halte, wie ich zu dir stehe)

 

Das Beziehungsohr hört heraus, wie Sender um Empfänger zueinander stehen, was sie voneinander halten. In der gesprochenen Sprache wird dies durch Tonfall, Mimik und Gestik unterstützt. Im geschriebenen Wort haben wir zur Analyse nur die Formulierung. Auch diese Botschaft kann implizit oder explizit mitgesendet werden. Der Empfänger fühlt sich wertgeschätzt oder abgelehnt. 
   

 

Der Appell

(was ich erreichen will)  

Das Appellohr hört heraus, was nun zu tun ist, was man denken oder fühlen soll. Wer etwas sagt, will meistens damit etwas erreichen. Der Empfänger fragt sich, was das sein könnte. Der Befehl kann offen oder versteckt sein.

Das 4-Ohren Modell anhand eines Beispiels

Ich bin Mitglied im Verband der Schweizer Texas Longhorn Züchter. Neulich erhielten wir von einem Züchter, der nicht im Verband ist, eine Anfrage. Er musste wegen eines Unfalls seine Tiere verkaufen und es war ihm wichtig, dass sie an einen guten Ort kommen und weiterleben dürfen. Deshalb wandte er sich an uns. Wir stellten die Informationen zusammen mit Fotos der Tiere in den Gruppenchat. Einige Mitglieder schrieben zurück:

 

«Ich habe den Stall schon voll.» 

«Postet es doch noch in den sozialen Medien.»

«Ich denke, das ist nicht unser Problem. Der ist ja nicht einmal im Verband.»

 

Was hören unsere 4 Ohren aus diesen 3 Nachrichten heraus? 

 

«Ich habe den Stall schon voll.»

Sachinformation: Mein Stall ist voll.

Selbstoffenbarung: Ich würde gerne helfen, kann aber nicht.

Beziehungshinweis: Vielleicht kann jemand von euch helfen. 

Appell: Bitte helft ihr ihm.

 

«Postet es doch noch in den sozialen Medien.»

Sachinformation: Postet es in den sozialen Medien. 

Selbstoffenbarung: Ich habe eine Idee. 

Beziehungshinweis: Ihr könnt das besser als ich.  

Appell: Führt meine Idee aus. 

 

«Ich denke, das ist nicht unser Problem. Der ist ja nicht einmal im Verband.»

Sachinformation: Das ist nicht unser Problem. 

Selbstoffenbarung: Ich habe keine Lust, mich darum zu kümmern und wer nicht im Verband ist, ist mir sowieso egal. 

Beziehungshinweis: Ihr solltet euch lieber auf unsere eigenen Interessen konzentrieren.

Appell: Kümmert euch nicht darum. 

Wie können dir die 4 Ohren beim Schreiben helfen?

Wenn du dir vor dem Schreiben überlegst, wie der Empfänger deine Nachricht auffassen könnte und welche unterschwelligen Botschaften du deiner Nachricht mitgibst, hilft dir das, klarer und konstruktiver zu formulieren.