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Die Vitaminspritze für deine Texte

Klingt dein Text schwerfällig? Musst du Sätze mehrmals lesen, bis du sie verstehst? Findest du den Rhythmus nicht? Dann kann es sein, dass es ihm an Vitaminen mangelt. Das holt deinen Text aus dem Winterschlaf: 

Ersetze Substantivierungen durch Verben

Sei kritisch mit Wörtern, die auf -ung enden:

  • Prüfung
  • Leitung
  • Entwicklung
  • Kürzung
  • Leistung
  • Löschung
  • Erhöhung
  • Erwähnung
  • etc.

Sind es substantivierte Verben, ersetze sie durch das Verb selber.

 

Nicht: «Unsere Aufgabe ist die Prüfung von Baugesuchen.»

Sondern: «Wir prüfen 98 % aller Baugesuche innerhalb von 10 Tagen.»

Achte auf Bürokratensprache

Wenn du solche Ausdrücke in deinen Texten hast, frage dich, ob du sie wirklich brauchst:

  • Im Bereich
  • Im Zusammenhang mit
  • Im Rahmen
  • Betreffend
  • Bezüglich

 

Nicht: «Wir bieten Dienstleistungen im Bereich Finanzen.»

Sondern: «Wir optimieren Ihre Steuern.»

Ersetze schlaffe Verben durch vitale

Verben wie durchführen, erfolgen, stattfinden, ausführen, bezwecken, vornehmen, dienen, verwenden etc. kannst du auch mit einem grossen Glas Orangensaft nicht zum Leben erwecken. Ersetze sie durch etwas mit mehr Pfupf. 

 

Nicht: «Die Lieferung erfolgt prompt.»

Sondern: «Freuen Sie sich kurz und heftig - denn schon morgen steht unser Martin mit einem breiten Grinsen und einem Paket unter dem Arm vor Ihrer Haustür.»

Oder so: «Nur 1 x schlafen und schon liegt das Paket in Ihrem Briefkasten.»

Vorsicht vor dem Wörtchen «wird»

«Wird» etwas gemacht, passiert meistens kaum etwas.

 

Nicht: «Unser Telefon wird von 09.00 bis 12.00 Uhr bedient.»

Sondern: «Von 09.00 bis 12.00 Uhr ist bei uns die schönste Zeit des Tages - da rufen all unsere freundlichen Kunden an und das macht uns gute Laune.»

Oder so: «Wir verkneifen uns zwischen 09.00 und 12.00 Uhr sogar Toilettenpausen, weil wir uns so über jeden Anruf freuen.»

 

Im ersten Beispiel hängt jemand passiv im Stuhl und nimmt das Telefon ab. In Beispiel zwei und drei wartet jemand aufmerksam und freudig bis das Telefon schellt, gibt Auskunft, verbindet und hat Spass an der Arbeit. 

Ersetze ausgemergelte Wörter durch kräftige

Diese Wörter sind in der Werbesprache schon so oft benutzt worden, dass sie völlig ausgemergelt sind:

  • Kompetenz
  • Professionalität
  • Kundenzufriedenheit
  • Engagement
  • Innovation
  • Qualität
  • Sicherheit

Jeder benutzt sie, obschon (oder weil) sie kaum etwas aussagen. Mach es anders und beschreibe lieber ganz konkret, was dein Kunde unter Qualität verstehen darf. 

 

Nicht: «Unsere Sicherheitsprozesse sind von höchster Qualität.»

Sondern: «Wir haben eine Unfallrate von 0.013 %.»

Prüfe Adjektive auf eine Überdosis

Nicht alle Adjektive sind böse, aber viele können weg. Besonders, wenn sie wertend sind wie ultimativ, episch, exklusiv etc. 

 

Wenn du ein beschreibendes Wort brauchst, nimm ein weniger krasses. Dann bist du glaubhafter. Es ist wie mit den Vitaminen - eine Überdosis ist ungesund. 

Vermeide Modalverben und Konjunktiv

Müssen, sollen, können, dürfen, wollen sind so schlaff wie alter Brokkoli. Nur im Konjunktiv sind sie noch schlimmer: müsste, sollte, könnte, möchte, wollte, würde etc. 

 

Nicht: «Wir möchten uns bei Ihnen bedanken.»

Sondern: «Wir danken Ihnen herzlich.»

 

Sei vorsichtig bei Sätzen mit zu + Infinitiv

Nicht: «Wir lieben es, zu kochen.»

Sondern: «Wir kochen nicht. Wir versprühen mediterranes Flair.»

 

Auch die zweite Aussage transportiert zwischen den Zeilen die gleiche Botschaft und sagt sogar noch mehr. Sie mag etwas länger sein, aber im Gegensatz zu Aussage Nummer eins wirkt sie nicht wie eine plumpe Behauptung. Sie hat Humor. Und Humor wirkt wie Vitamin D: es hellt die Stimmung auf. 

 

Suche immer nach Alternativen zu Sätzen mit zu + Infinitiv.

Füllwörter

Relativ, eher, ziemlich, eigentlich, vielleicht, ja und manchmal sind manchmal sinnvoll, aber selten. 

Satzlänge, Gliederung und Logik prüfen

Zum Schluss prüfe noch einmal kritisch, wie lang deine Sätze und Abschnitte sind.

  • Hast du viele Satzeinschübe gemacht?
  • Kannst du aus einem Satz zwei machen?
  • Hast du die Überschriften richtig gesetzt?
  • Sind die Übergänge rund?
  • Erkennst du eine Logik?
  • Stolperst du beim (laut) Lesen über etwas? 
  • Klingt der Text melodisch (auf und ab, lang und kurz)?

Wechsle kurze und lange Sätze möglichst ab; wenn du nur kurze machst, wirkt der Text rasch abgehackt - ausschliesslich lange Sätze machen hingegen schläfrig. 

Wenn du keine Logik oder konkrete Aussage erkennst, fehlt der rote Faden. Dann bist du vermutlich irgendwo vom Thema abgekommen. Oder warst dir von Beginn an nicht darüber im Klaren, was du sagen wolltest.